Europa muss die Natur in den Mittelpunkt ihrer urbanen Zentren stellen und Millionen von Gründächern anlegen, um attraktive, nachhaltige Gemeinschaftszentren zu schaffen, die das Leben der Menschen verändern, hieß es auf dem New-European-Bauhaus-Festival der Europäischen Kommission.
Jure Šumi, Vertreter des World Green Infrastructure Network (WGIN), sprach auf der Veranstaltung darüber, wie sich die Dachbegrünung eines Einkaufszentrums in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana als lebensveränderndes Geschenk für die Gemeinde erwiesen hat.
„Die Gesetzgebung in Ljubljana schreibt Gründächer für Gebäude vor, die größer als 400 m2 sind, und in diesem Fall wurde das Dach eines riesigen, grauen Einkaufszentrums zu einer lebendigen, atmenden Grünfläche, die die Menschen zusammenbringt“, sagte er.
„Es wurden ein Basketballplatz, eine Laufbahn und ein Spielplatz angelegt und es wurde so ein Ort geschaffen, an dem die Menschen zusammenkommen. Zuvor war die Gemeinde weit von jedem größeren Park entfernt und von Beton umgeben. Jetzt hat sie das Geschenk einer eigenen Grünfläche bekommen.“
SOZIALE AUSWIRKUNGEN DER GRÜNEN INFRASTRUKTUR
Jure Šumi, der Knauf Insulation Green Solutions' Advocacy Lead und europäischer WGIN-Sprecher ist, erklärte auf einer Podiumsdiskussion des Festivals, dass das Anlegen von Gründächern und Grünwänden eine positive soziale und gemeinschaftsfördernde Wirkung hat, die im Mittelpunkt des Konzepts des Neuen Europäischen Bauhauses (NEB) der Kommission steht.
Das Festival brachte ein breites Spektrum von ideellen Vorreitern zu Veranstaltungen in ganz Europa zusammen, um das NEB-Konzept zu diskutieren, das darauf abzielt, Lebensräume neu zu gestalten, um sie attraktiver und nachhaltiger zu machen und gleichzeitig das Leben der Menschen zu verbessern, die sie nutzen.
Um mehr Grünflächen zu schaffen, müssen die Gemeinden ihre Gemeinschaften proaktiv einbeziehen, sagte Šumi auf einer Podiumsdiskussion in Brüssel, an der auch Johannes Hahne, EU-Kommissar für Haushalt und Verwaltung, und Sorcha Edwards, Generalsekretärin von Housing Europe, teilnahmen.
MACHT DER KLEINEN GRÜNFLÄCHEN
„Wir haben zahlreiche Beispiele von Schulen gesehen, die auf Wunsch der Schüler Gründächer anlegen, oder von Gemeinden, die Dachgärten für den Gemüseanbau fordern“, sagte Šumi.
„Wenn die Gemeinden ihre Bürger nicht nach ihren Wünschen fragen, verpassen wir die Chance, Hunderte von kleinen Grünflächen zu schaffen, die im Hinblick auf Kohlenstoffbindung und Artenvielfalt effektiver sein können als ein oder zwei große Parks.“
„Wenn die Gemeinden die treibende Kraft hinter der grünen Infrastruktur in den Städten sind, sollten die regionalen und EU-Gesetze jede Gelegenheit nutzen, um Gründächer und -wände in den Mittelpunkt der Regelungen zu stellen“, so Šumi.
So sollte beispielsweise bei der Überarbeitung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) die Installation von Gründächern bei Gebäudesanierungsprojekten vorgeschrieben werden, und die Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser (UWWTD) sollte überarbeitet werden, um das weit verbreitete Anlegen von Gründächern zur Rückhaltung von Regenwasser einzubeziehen, um Überschwemmungen der Kanalisation zu verhindern.
UNENDLICHES POTENZIAL DER GRÜNEN INFRASTRUKTUR
Darüber hinaus darf die Bedeutung des neuen Gesetzes zur Wiederherstellung der Natur (NRL) nicht unterschätzt werden. Das NRL muss klare Leitlinien für die Umsetzung von Gründächern, Wänden und anderen Arten von grüner Infrastruktur in dichten urbanen Gebieten enthalten.
„Das NRL muss zu einem Handbuch für Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnern werden, um lokale Biodiversitätsstrategien im Einklang mit der überarbeiteten und 2021 verabschiedeten EU-Biodiversitätsstrategie zu erstellen. Das NRL müsse voll ausgeschöpft werden, um Millionen neuer Grünflächen in ganz Europa zu schaffen“, so Šumi.
Aufsehenerregende Projekte wie die außergewöhnliche Bosco Verticale in Italien – Türme in Mailand mit 800 Bäumen und 20.000 Pflanzen – zeigen das endlose Potenzial grüner Infrastruktur. Der Bau grüner Infrastrukturen sollte jedoch nicht nur wenigen zugute kommen.
Šumi fragte: „Was hindert uns daran, Millionen von Dachgärten auf Gebäuden anzulegen? Sind es die Kosten? Ein begrüntes Dach auf einem neuen oder renovierten Gebäude erhöht die Kosten nur um 1 bis 3 %, aber der Wert ist unermesslich.“
Gründächer bieten enorme Vorteile, die im Einklang mit dem Ziel des Neuen Europäischen Bauhauses stehen, attraktive und nachhaltige städtische Lösungen zu schaffen.
VORTEILE VON GRÜNDÄCHERN UND -WÄNDEN
Begrünte Dächer fangen Regenwasser auf und halten es zurück, so dass es verdunsten kann, anstatt Straßen zu überfluten und veraltete Abwassersysteme zu überlasten, erklärte Šumi. Außerdem absorbieren sie die Luftverschmutzung und kühlen die Gebäude bei heißem Wetter ab.
Was die Artenvielfalt betrifft, ist Vegetation besser für Bestäuber als Beton, und natürlich sind begrünte Dächer und Wände unglaubliche Kohlenstoffsenker.
„Begrünte Dächer und Wände sind einfache, naturnahe Lösungen, die sich leicht in jedes alte oder neue Gebäude integrieren lassen und das Leben verändern“, sagte Šumi.
„Sie sind gut für die Menschen, gut für die Gesellschaft und ausgezeichnet für die Umwelt. Das Neue Europäische Bauhaus ist eine unglaubliche Gelegenheit, unsere Stadtlandschaft zu überdenken und neu zu gestalten, und es ist wichtig, dass die grüne Infrastruktur dabei eine Schlüsselrolle spielt.“
Weitere Informationen über das Neue Europäische Bauhaus finden Sie auf der Website der Europäischen Kommission und weitere Informationen über das World Green Infrastructure Network finden Sie hier.
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