Es gibt ein Gründach für jeden Anwendungszweck: sei es ein neues Einfamilienhaus, ein großes Krankenhaus, eine Garage, ein Lagerraum, eine aufwendige Sanierung. Sogar für Schuppen oder Hundehütten stehen Lösungen bereit! Um das richtige Gründach für ein Projekt zu wählen, ist es unerlässlich, sich vorab zu informieren. So können die beste Leistung und das gewünschte Aussehen gewährleistet werden.
Begrünte Dächer, d.h. bepflanzte Dächer von Gebäuden, erfreuen sich aufgrund ihrer vielfältigen Vorteile zunehmender Beliebtheit. Sie erbringen Leistungen von Ökosystemen wie Regenwasser-Management und Wärmeregulierung. Sie verbessern die lokale Versorgung mit Nahrungsmitteln, bieten Lebensräume für Wildtiere und verbessern auch weniger greifbare, immaterielle und kulturelle Faktoren wie Entspannung und soziale Integration. Architekten und Planer haben Dachgärten als ästhetisch ansprechende, aber auch hochfunktionale Räume für sich entdeckt. Kommunen fördern die Installation von Gründächern durch politische Maßnahmen wie Bauvorschriften und wirtschaftliche Anreize, während auch die akademische Forschung zu diesem Thema exponentiell zugenommen hat. Es gibt drei branchenübliche Typen von Gründächern: extensiv, halbintensiv und intensiv, die sich vor allem durch die Substrattiefe, die damit verbundene Vegetationskapazität und die Pflegeanforderungen unterscheiden. Darüber hinaus gibt es zwei spezialisierte Kategorien: naturnahe Dächer und Kleingärten auf Dächern (1).
Source: http://www.growinggreenguide.org/technical-guide/design-and-planning/plant-selection/green-roofs/
Extensiv begrünte Dächer
Extensive Gründächer sind dünne, leichtgewichtige Dachsysteme, die in der Regel eine 6 bis 15 cm tiefe Wachstumsmedien aufweisen. Ein extensives Gründach wiegt etwa 60 bis 150 kg/m2. Auf extensiv begrünten Dächern kann meist nur eine kleine Auswahl an trockenheitstoleranten Pflanzen mit flachem Wurzelsystem gepflanzt werden. Moose, Sedum, Sukkulenten, mehrjährige Kräuter und niedrig wachsende Gräser sind die übliche Wahl für extensive Dächer. Aus diesem Grund sind extensive Dächer pflegeleicht und müssen – außer bei einer längeren Hitzewelle – nicht bewässert werden. Sie sind zudem am wenigsten kostspielig und besonders praktikabel bei Modernisierungsprojekten, bei denen das Gewicht des Daches begrenzt ist (1, 2).
Intensiv begrünte Dächer
Dickere Gründächer werden als intensiv begrünte Dächer bezeichnet. Die Dicke des Substrats liegt hier normalerweise zwischen 25 und 100 cm. Ein intensives Dach wiegt zwischen 180 kg/m2 und bis zu 500 kg/m2.
Intensivbegrünte Dächer können das Wachstum einer Vielzahl von Pflanzen, einschließlich Sträuchern und kleinen Bäumen, gewährleisten. Daraus ergibt sich ein höherer Bedarf an Pflege und regelmäßiger Bewässerung. Intensive Dächer sind in der Regel auch am kostspieligsten (1, 2).
Halbintensiv begrünte Dächer
Halbintensive Gründach-Systeme sind, wie der Name bereits verrät, eine Kombination aus den beiden zuvor genannten Typen. Sie haben ein dünneres Pflanzsubstrat als ein intensives Dach, aber ein dickeres als ein extensives Gründach. Das gesamte System misst 15 bis 25 cm. Dies ist ausreichend für den Anbau von Gräsern, Kräutern, Gewürzpflanzen, Blumenzwiebeln, Schlingpflanzen und kleinen Sträuchern. Das Gewicht eines halbintensiven Gründachs liegt zwischen 120 bis 200 kg/m2 (1, 2).
Naturnahe Dächer
Naturnahe Dächer sind in der Regel mit heimischen Arten bepflanzt, die natürliche Lebensräume, wie z. B. Wiesen, nachahmen. Die Gründach-Systeme erbringen die höchsten potenziellen Ökosystemleistungen. Die Substrattiefe ist ähnlich wie bei halbintensiven Dächern – sie liegt zwischen 15 und 30 cm – und auch die Kosten sind vergleichbar. Naturnahe Gründach-Systeme wiegen zwischen 200 und 450 kg/m2. (1) Da sie heimische Pflanzenarten verwenden, haben naturnahe Dächer die besten Voraussetzungen für die Bedürfnisse der lokalen Tierwelt, indem sie Nahrung und Unterschlupf für verschiedene einheimische Insekten, Vögel und sogar Fledermäuse in der Stadt bieten und damit einen wichtigen positiven Effekt auf die städtische Artenvielfalt haben (3).
Kleingärten auf Dächern
Kleingärten auf Dächern – zum Beispiel aus Hochbeeten – sind speziell für „Landwirtschaft auf dem Dach“ konzipiert. Sie werden für den Anbau von Gartengemüse, Gewürz- und Heilpflanzen und sogar Obstbäumen verwendet. Dies bedeutet aber auch, dass sie viel Pflege und Bewässerung benötigen. Die Dicke des Substrats muss mindestens 30 cm tief sein. In der Regel haben die Dächer von Kleingärten ein Gewicht von über 450 kg/m2, was sie zu den schwersten unter den Gründach-Systemen macht (1).
Wie entscheiden Sie sich für das richtige Gründach für Ihr Projekt?
Welches System Sie verwenden sollten, hängt von Ihren Zielen, der Art des Projekts und Ihrem Budget ab. Die häufigsten Entscheidungsfaktoren lassen sich im Allgemeinen in folgende Kategorien einteilen: Wärmeregulierung, Wassermanagement, Lebensraum und Bestäubung, Nahrungsmittelproduktion, sowie Erholung und Entspannung (1).
Wenn es um ein Dach-System geht, das schlank, erschwinglich, leicht, einfach zu installieren und wartungsarm sein soll, sind extensive Gründächer die beste Wahl. Wenn jedoch eine maximale Wärmeregulierung angestrebt wird, ist ein intensives Gründach aufgrund seiner Dicke am effektivsten. Das Wassermanagement hängt vom verwendeten Material ab, aber im Allgemeinen haben halbintensive und intensive Gründächer die besten Rückhalteeigenschaften und sind auch in Bezug auf Erholung und Entspannung am effektivsten. Auch die Verwendung von Pflanzen kann das Wassermanagement eines Gründachs beeinflussen. Wenn Sie Gemüse anbauen wollen, ist ein Kleingarten auf dem Dach die richtige Wahl. Naturalisierte Dächer sind am effektivsten, wenn Ihr Ziel darin besteht, begrünte Dächer für den Umweltschutz und als Lebensraum für Pflanzen und Tiere zu nutzen – dies kann sogar in eine „grüne Unternehmensstrategie“ aufgenommen werden.
Source: J. Langemeyer, D. Wedgwood, T. McPhearson, F. Baró, A. L. Madsen, D. N. Barton, 2019. Creating urban green infrastructure where it is needed – A spatial ecosystem service-based decision analysis of green roofs in Barcelona
Auswahl der Pflanzen
Wenn Wassermanagement das Hauptziel der Dachbegrünung ist, sollten Pflanzen gewählt werden, die das Wasser gut aufnehmen und speichern sowie bei Regen Schadstoffe entfernen. Krautige oder strauchartige Arten, die mehr Wasser nutzen als sukkulente Arten, sind die effektivere Pflanzenwahl (4).
Wenn Sie Wert auf Ästhetik legen, sollten Sie Pflanzenarten wählen, die das ganze Jahr über attraktiv sind, und dabei sowohl Laub als auch Blüten berücksichtigen (4).
In trockenen Gebieten haben sich Pflanzen aus Ökosystemen mit flachen Böden, wie z. B. Felsen, bewährt, die sowohl längere Trockenperioden überstehen als auch das hohe Wasserangebot nach Regenfällen nutzen. Es hat sich gezeigt, dass pflegeleichte Pflanzenarten nach Dürreperioden wieder austreiben und somit eine „Versicherungspolice" für besonders schwierige Bedingungen bieten (4).
Mit genügend Recherche kann also jedes Dach ein Gründach werden! Um mehr über die Leistung in verschiedenen Klimazonen zu erfahren, besuchen Sie einen unserer früheren Blogs „Verschiedene Gründächer für verschiedene lokale Bedürfnisse und Umgebungen“.
Literatur: